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Jugend im Gespräch mit dem StMGP!
Jugend im Gespräch mit dem StMGP!
Wann?
Montag, 22. April 2024, 16:00 – 17:00 Uhr
Wo?
Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention (StMGP), Haidenauplatz 1, 81667 München – Raum „München“
Wer?
Junge Menschen zwischen 14 und 21 Jahren aus ganz Bayern
Teilnehmerzahl?
30 junge Menschen erhalten die Möglichkeit, an der Veranstaltung teilzunehmen
Ablauf:
- Begrüßung
- Infos zum StMGP und StMAS
- Spielerisches Kennen lernen (Soziometrische Aufstellung)
- Austausch zu Themen des StMGP
- Gespräch mit Gesundheitsministerin Judith Gerlach und Jugendministerin Ulrike Scharf
Erhalte durch unser Graphic Recording einen Einblick in die Veranstaltung.
Impressionen zur Veranstaltung im StMGP findest du in unserer Mediathek.
Infos zum StMGP
Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention (StMGP) wurde im Oktober 2013 als eigenständiges Ressort der Bayerischen Staatsregierung gegründet – eine Premiere in der Geschichte Bayerns. 2023 wurde der Bereich Prävention in den Ministeriumsnamen aufgenommen. Damit unterstreicht die Staatsregierung die herausragende Bedeutung der Themen Gesundheit, Pflege und Prävention für unsere Gesellschaft.
Grundsätzlich gilt: Im Mittelpunkt unserer Arbeit stehen immer die Menschen und ihre Bedürfnisse. Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention steht also für das, was sich die Menschen für sich und ihre Nächsten am meisten wünschen: Gesundheit und Lebensqualität – und zwar in jeder Lebensphase und bis ins hohe Alter.
Wie das Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention genau aufgebaut ist lässt sich im Organigramm des StMGP nachschauen.
Themen bei „Jugend im Gespräch mit dem StMGP“
KI, Robotik und digitale Transformation im Gesundheitswesen
Das Themengebiet „digitale Gesundheitsversorgung“ umfasst viele unterschiedliche Akteure, Organisationen und Anspruchsgruppen, wobei technische Möglichkeiten mit Datenschutz und ethischen Fragestellungen abgewogen werden müssen.
Als ein grundsätzlicher Baustein einer digitalen Gesundheitsversorgung in Deutschland wird die Telematikinfrastruktur (TI) gesehen. Diese soll alle Akteure des deutschen Gesundheitswesens (bspw. Ärztinnen, Pflegefachkraft oder Apotheker) im Geltungsbereich der Gesetzlichen Krankenversicherung (und perspektivisch der Privaten Krankenversicherungen) sicher miteinander verbinden. Die geschlossene Infrastruktur stellt zusätzliche Anwendungen bereit, bspw. den TI-Messenger. Über diesen können Gesundheitsberufe sicher und unkompliziert über Kurznachrichten miteinander kommunizieren, eine Art „WhatsApp für das Gesundheitswesen“. Die elektronische Patientenakte (ePA) ermöglicht Patienten die Einsicht in ihre Befunde, Diagnosen, Therapiemaßnahmen, Behandlungsberichte, den Medikationsplan und den Notfalldatensatz. Nach freiwilliger Freigabe können diese Informationen auch ihren Ärzten, Therapeuten und Apothekern zur Verfügung gestellt werden.
Das durch das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention (StMGP) geförderte Forschungsprojekt digiOnko verdeutlicht die Möglichkeiten digitaler Medizin am Beispiel von Brustkrebs und verbindet diese mit Patientinnen, die sich über die Themen der Frauengesundheit Brustkrebs Prävention und Früherkennung sowie Therapie und Nachsorge informieren möchten. Hierfür wird unter anderem eine Präventionsapp bereitgestellt, um das Therapie-Management, die Patienten-Arzt-Kommunikation und Lebensqualität der Patientinnen zu verbessern. Die zentralen Forschungsfragen hierzu spiegeln die Herausforderungen einer digitalen Gesundheitsversorgung wider:
- Anforderungen und Akzeptanz: Wie schaffen wir Akzeptanz, sowohl bei Patientinnen, als auch bei Ärzten? Ärzte sollen entlastet, nicht ersetzt werden.
- Usability und User Experience: Wie können wir Nutzerfreundlichkeit und eine positive Nutzererfahrung gestalten, gerade bei sensiblen Gesundheitsthemen?
- Dateninteraktion und -souveränität: Wie wollen wir in Zukunft mit Daten interagieren und über unsere Gesundheitsdaten entscheiden?
- Versorgungsverbesserung und Patientenzentrierung: Wie können wir mit den gewonnenen Daten die Versorgung verbessern? Wie kann eine personalisierte Präzisionsmedizin ermöglicht werden?
Im Workshop wurden die zahlreichen digitalen Lösungsansätze und die ethischen Fragestellungen hinsichtlich des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz (KI) im Gesundheitswesen sowie die Spende von persönlichen Gesundheitsdaten für die Forschung diskutiert. Die Jugendlichen kamen zum Schluss, dass ein zentraler Einstiegs-punkt die fragmentierten digitalen Gesundheitsangebote – von der ePA bis hin zu den zahlreichen Gesund-heitsapps der Appstores – zusammenführen könnte. Diese „App für Alle(s)“ könnte mehrsprachig und in leichter Sprache relevante Informationen vorlesen, online Termine beim Hausarzt vereinbaren oder individuelle Tipps zur Prävention vorschlagen. Zusätzlich könnten auf freiwilliger Basis Daten zu Forschungszwecken gespendet werden.
Weiterführende Informationen:
Telematikinfrastruktur: www.gematik.de/telematikinfrastruktur
digiOnko: www.digionko-bayern.de/
StMGP: www.stmgp.bayern.de/ministerium/digitalisierung/
Organspende – zwischen Freiheit und Verantwortung
Die moderne Medizin ist in der Lage, durch die Transplantation von Organen oder Gewebe das Leben vieler Menschen zu retten, zu verlängern und ihre Lebensqualität deutlich zu verbessern.
Das bayerische Gesundheitsministerium setzt sich seit vielen Jahren für die Organspende ein. Das Thema liegt auch Staatsministerin Frau Gerlach persönlich am Herzen. Nach wie vor warten allein in Bayern etwa 1200 Menschen auf ein Organ zur Transplantation. Die meisten Bürgerinnen und Bürger stehen der Organ- und Gewebespende grundsätzlich positiv gegenüber – das ist ein wichtiges Signal und zeigt das enorme Potenzial bei der Organspende. Aber nur 44 Prozent der Menschen in Deutschland haben einen Organspende-Ausweis oder eine Patientenverfügung, die sich mit der Organ- und Gewebespende befasst. Ziel des bayerischen Gesundheitsministeriums ist daher, dass sich mehr Menschen mit dem Thema Organspende auseinandersetzen. Daher ist es dem bayerischen Gesundheitsministerium ein Anliegen, durch Aufklärungs- bzw. Öffentlichkeitsarbeit die Bevölkerung umfassend über das lebenswichtige Thema Organspende zu informieren und so zu motivieren, eine Entscheidung zu treffen. www.stmgp.bayern.de/gesundheitsversorgung/organspende/
So führt das bayerische Gesundheitsministerium beispielsweise seit über 20 Jahren zusammen mit der Deutschen Stiftung Organtransplantation und der LMU Klinik München die Veranstaltungsreihe „Schulklassen in Transplantationszentren“ am Transplantationszentrum der LMU Klinik Großhadern sowie seit über 12 Jahren zusammen mit dem Uniklinikum Erlangen am dortigen Transplantationszentrum durch. Die Schülerinnen und Schüler sollen umfassend aufgeklärt und bei der eigenen Meinungsbildung unterstützt werden. Mit der aktuellen Social-Media-Aufklärungskampagne: „Du entscheidest! Organspende? Deine Wahl“ sowie mit den Vorgängerkampagnen mit dem Motto „Keine Ausreden - Entscheide Dich jetzt“ konnte bereits ein breites Publikum erreicht werden. Die Videos/Posts wurden millionenfach angeklickt. Mit den Videos/Posts soll zum Nachdenken – und idealerweise zum Ausfüllen eines Organspende-Ausweises – angeregt werden.
Im Rahmen des durchgeführten Workshops haben sich die Jugendlichen generell für die Organspende ausgesprochen. Aus ihrer Sicht ist die Organspende selbstverständlich für eine solidarische Gesellschaft. Die Jugendlichen haben sich für die Einführung einer Widerspruchslösung platziert, da sie aus ihrer Sicht geeignet wäre, die Organspendezahlen zu steigern, aber dennoch die Selbstbestimmung der Bürger nicht tangiert und niemand zu einer Organspende gezwungen werden würde. Unabhängig von der Einführung einer Widerspruchslösung befürworten die Jugendlichen, dass die Bürger auch die Option haben, ihre Organe nach dem sog. Herztod (Tod nach irreversiblen Herz-Kreislauf-Stillstand) zu spenden. Sie würden hier vorschlagen, dass es auf dem Organspendeausweis bzw. im Online-Register eine weitere Ankreuzmöglichkeit geben soll, dass nicht nur nach dem Hirntod eine Organspende in Betracht kommt, sondern man positiv zustimmen kann, dass man auch der Organspende nach Herztod zustimmt. Die Jugendlichen fordern eine verstärkte Aufklärungsarbeit an den Schulen. Von der Schulleitung oder der Schülermitverwaltung sollen zwingend regelmäßige Aufklärungstage oder Workshops angeboten werden. Ein Vorschlag wäre, dass das Thema auch in den Lehrplan aufgenommen wird, so dass es nicht dem guten Willen der jeweiligen Schulen überlassen bleibt.
Das bayerische Gesundheitsministerium befürwortet die Einführung einer Widerspruchslösung. Die Organspende wäre dann der Normalfall. Jeder und jede wäre automatisch Organspender, könnte dem aber aktiv widersprechen. Dass eine starke Aufklärungsarbeit von den Jugendlichen gewünscht ist, bestätigt das Gesundheitsministerium darin, an der bewährten Veranstaltungsreihe „Schulklassen in Transplantationsklassen“ festzuhalten.
Gesund ein Leben lang: Prävention und Gesundheitsförderung
Leitgedanke der bayerischen Politik ist, die Gesundheit zu schützen und zu stärken, um den Menschen im Freistaat ein möglichst gesundes und langes Leben zu ermöglichen. Dabei ist Prävention heute wichtiger denn je: Veränderte Lebens- und Arbeitsverhältnisse und daraus resultierende Zivilisationskrankheiten, globale Krisen, der demografische Wandel und der Fachkräftemangel stellen unsere Gesellschaft vor große Herausforderungen. Mit einem bayerischen Masterplan, der gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern sowie unseren Partnern in Prävention und Gesundheitsförderung entwickelt wird, legen wir die Strategie fest, wie die Menschen im Freistaat in ihren Möglichkeiten unterstützt werden können, ein langes und gesundes Leben zu führen.
Dabei nehmen wir fünf Fokusthemen besonders in den Blick:
- Die häufigsten körperlichen Erkrankungen, z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes
- Die häufigsten psychischen Erkrankungen, z. B. Depressionen und Angststörungen
- Suchterkrankungen und Substanzkonsum
- Prävention im Infektionsschutz, z. B. Impfungen, Hygiene, HIV/STI-Prävention
- Klimaassoziierte Erkrankungen, z. B. hitzebedingte Erkrankungen, Allergien, durch Insekten übertragbare Infektionen
Mit jährlich wechselnden Jahresschwerpunkten stellt das StMGP besonders relevante Gesundheitsthemen in den Mittelpunkt der Präventionsaktivitäten; 2024 ist es das Thema Frauengesundheit. Denn Mädchen und Frauen sind anders von häufigen Erkrankungen betroffen als Männer, das zeigt sich etwa bei Herzinfarkten. Außerdem gibt es Krankheiten und Risikofaktoren, die bei Frauen häufiger sind, oder solche, die ausschließlich bei ihnen vorkommen. Als Auftakt für das Thema wurde am 29.04.2024 ein Runder Tisch zum Thema Mädchengesundheit veranstaltet. Schwerpunkte liegen hier vor allem auf den Themen Bewegung und Sport, Selbstbild und Essstörungen sowie auf Möglichkeiten der Vorsorge mit einer speziellen Vorsorgeuntersuchung „Mädchensprechstunde M1“. Zwei engagierte Teilnehmerinnen des Workshops „Gesundheitsförderung und Präventionsstrategien“ nahmen auch am Runden Tisch zur Mädchengesundheit teil, um ihre Sicht auf diese Themen mit Frau Staatsministerin Gerlach, MdL und allen eingeladenen Präventionsakteuren zu teilen.
Die Ideen der Jugendlichen zur Stärkung der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen während des Workshops bezogen sich dabei vor allem auf die Suchtprävention, insbesondere die Mediensucht. Um den damit einhergehenden körperlichen und psychischen Folgen vorzubeugen, regten die Jugendlichen an, eine Informationskampagne zur Mediensucht durchzuführen, Aufklärungsangebote für Eltern zu schaffen sowie Peer-to-peer-Informationsangebote zum Thema Mediennutzung und Mediensucht ins Leben zu rufen.
Antwort des StMGP:
Die Diskussion um den Einfluss digitaler Medien auf das tägliche Leben, insbesondere auf die jüngere Generation, ist zweifellos von großer Relevanz und Komplexität. Eine umfassende Medienerziehung und -kompetenz ist entscheidend, um Kinder und Jugendliche zu befähigen, verantwortungsbewusst mit digitalen Medien umzugehen. In Bayern ist die Medienbildung bereits als ein zentrales und fächerübergreifendes Bildungs- und Erziehungsziel verankert. Bayern hat mit dem Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung (ZPG) und der Bayerischen Akademie für Sucht- und Gesundheitsfragen (BAS) schlagkräftige Institutionen, die im Dialog mit Experten, Pädagogen und Eltern eine umfassende Medienerziehung für Kinder und Jugendliche sicherstellen.
Die Bayerische Staatsregierung setzt sich mit verschiedenen Projekte für die Medienkompetenzförderung ein, z. B. mit der Initiative Medienführerschein, welche kostenlose Materialien für verschiedene Schulstufen bereitstellt. Die App „Wo ist Goldi“ ermöglicht das spielerische Erlernen von Medienkompetenz. Peer-Projekte wie „Net-Piloten“ oder „Netzgänger 3.0“ sensibilisieren zur verantwortungsvollen Mediennutzung. Aufklärungsangebote für Eltern bietet beispielsweise das Projekt "ELTERNTALK" der Aktion Jugendschutz e. V., welches Eltern in ihrer Erziehungskompetenz stärken soll und moderierte Treffen anbietet. Dabei geht es auch um Erziehungstipps im Umgang mit der Internetnutzung, der Vorbeugung exzessiven Computerspielkonsums sowie Informationen über geeignete Internetseiten für Kinder- und Jugendschutzprogramme.
Informationen rund um das Thema Mediennutzung & Medienkompetenz sowie zum Projekt „Net-Piloten“ in Bayern sind auf der Website des ZPG unter www.zpg-bayern.de/computerspiel-und-internetabhaengigkeit.html zu finden.
Berufsbild Pflege – zwischen Fachkräftemangel und Professionalisierung
Ohne die berufliche Pflege als größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen in Bayern ist eine zukunftsfähige, qualitativ hochwertige und bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung nicht denkbar. Jedoch herrscht bereits jetzt ein großer Fachkräftemangel. Ziel muss deshalb sein, die Attraktivität des Berufsfelds zu steigern und so mehr Menschen für eine dauerhafte Tätigkeit in der Pflege zu gewinnen und dort zu halten. Um den aktuellen Herausforderungen gerecht zu werden, bedarf es eines neues generalistischen Pflegeverständnisses und der Professionalisierung des Pflegeberufes.
Generalistische Ausbildung
Seit 2020 gibt es den neuen generalistischen Abschluss in der Pflege. Die zukünftigen Pflegefachfrauen und –männer können Menschen aller Altersstufen und in allen Versorgungsbereichen pflegen, d.h. jeder Pflegefachfrau bzw. jedem Pflegefachmann steht mit dem Abschluss eine Tätigkeit in allen Versorgungsbereichen offen. Nähere Informationen zur Ausbildung sind unter den folgenden Links zu finden.
www.neuepflege.bayern/
www.stmgp.bayern.de/pflege/generalistische-pflegeausbildung/
www.stmgp.bayern.de/meine-themen/fuer-fach-und-pflegekraefte/generalistische-pflegeausbildung/
Primärqualifizierendes Pflegestudium
Die Einführung des primärqualifizierenden Pflegestudiums hat dazu beigetragen, den Pflegeberuf attraktiver zu gestalten. Die Ausbildung ist ebenfalls generalistisch ausgelegt, aber vermittelt neben den erforderlichen fachlichen und persönlichen Kompetenzen auch wissenschaftliche Grundlagen. Damit erhalten Pflegekräfte noch mehr Möglichkeiten, sich beruflich weiterzuentwickeln. Durch das Pflegestudiumstärkungsgesetz erhalten Pflegestudierende seit 2024 ebenfalls eine Ausbildungsvergütung.
Verantwortungszuwachs
Mit dem Pflegeberufegesetz sind zum 01.01.2020 die sogenannten Vorbehaltsaufgaben in Kraft getreten. Die in § 4 PfBG festgelegten Aufgaben dürfen ausschließlich durch Pflegefachpersonen ausgeübt werden. In diesen Verantwortungsbereichen dürfen die Pflegefachpersonen vollständig autonom entscheiden und tragen somit die volle Verantwortung. Dies trägt ebenfalls zur Stärkung der Fachlichkeit und Stellung der Pflegefachpersonen bei.
Die derzeit in Planung und Umsetzung befindliche Bundesgesetzgebungsverfahren zum Pflegekompetenzgesetzt (PflKompG) und Pflegestudiumstärkungsgesetz (PflStuStG) sehen eine Erweiterung der Kompetenzen von Pflegefachkräften vor. Hierbei liegt der Fokus insbesondere auf der Übertragung heilkundlicher Tätigkeiten an hierfür ausgebildete Pflegefachpersonen und zielt zudem auf eine verbesserte Kooperation der Berufsgruppen i.S. einer Interprofessionalität und damit zu einer verbesserten Versorgung sowie einem ressourcenschonenderen Personaleinsatz ab.
Verlässlichkeit
Besonders bedeutend für Pflegekräfte sind verlässliche und individuell zur Lebenssituation passende Dienstpläne. Wichtig ist, dass die Pflegekräfte auf die Arbeitsgestaltung Einfluss nehmen können und sie verlässlich Freizeit haben. Das StMGP fördert dazu mit rund 630.000 Euro ein Forschungsvorhaben der Universität Bayreuth, in dessen Rahmen mögliche partizipativ gestaltete und allgemein akzeptierte Dienstplanmodelle für Pflegekräfte in Krankenhäusern identifiziert und evaluiert werden, um eine Basis für eine Einführung auf breiter Ebene zu schaffen.
Springerkonzepte
Springerkonzepte sind ein wichtiger Baustein für mehr Gesundheit und Zufriedenheit des Pflegepersonals. Sie stehen für verlässliche Ruhezeiten und Dienstpläne und sind damit geeignet, die vielfach kritisierten Rahmenbedingungen in der Pflege zu verbessern und einen wichtigen Beitrag zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu leisten. Sie tragen auch dazu bei, den Einsatz von Leiharbeit einzudämmen, vorhandenes Personal zu halten und neues zu gewinnen.
Das StMGP fördert daher mit einer Summe von bis zu 7,5 Mio. Euro ein Modellprojekt, in welchem über 30 innovative Springerkonzepte in Langzeitpflegeeinrichtungen (im ambulanten und stationären Bereich) in den Jahren 2023/2024 erprobt, wissenschaftlich begleitet und evaluiert werden. Ein Ziel des Projekts ist es, Möglichkeiten und Konsequenzen der Finanzierung von einrichtungseigenen Springerkonzepten im Regelbetrieb über Pflegesatz- bzw. Pflegevergütungsverhandlungen aufzuzeigen. Dies ist erforderlich um perspektivisch eine flächendeckende Umsetzung zu ermöglichen.
Bürokratieabbau
Zudem ist wichtig, dass Krankenhäuser spürbar von Bürokratie entlastet werden, damit sich die Pflegekräfte in den Kliniken wieder mehr Zeit für die Patientenversorgung nehmen können. Dazu hat das StMGP im Jahr 2023 das „Modellprojekt Bürokratieabbau in Bayerischen Krankenhäusern“ durchgeführt, gemeinsam mit allen wesentlichen Akteuren. Krankenhäuser, MD Bayern und die AOK Bayern haben dabei selbst Lösungen im Rahmen des geltenden Rechts erarbeitet, die nun in den Krankenhäusern umgesetzt werden und diese nach eigener Auskunft wirksam bei Dokumentation und Mehrfachmeldungen entlasten. Weitere Maßnahmen müssen nun auf Seiten des Bundesgesetzgebers ergriffen werden.
Der Ergebnisbericht mit dem erstellten Handlungsplan kann unter folgendem Link abgerufen werden: https://s.bayern.de/buerokratieabbau-krankenhaeuser.
Ebenfalls in der Langzeitpflege ist der Abbau von Bürokratie ein großes und wichtiges Thema des StMGP. Grundsätzlich ist das Führen einer Dokumentation zuallererst eine pflegefachliche Notwendigkeit um eine strukturierte angemessene Pflege und Betreuung für die versorgten Pflegebedürftigen sicherzustellen, ist die Pflegedokumentation unerlässlich. Sie ermöglicht ein einheitliches Vorgehen aller an der Pflege und Betreuung beteiligten Personen und sie erleichtert die Evaluation und Anpassung der pflegerischen Maßnahmen. In der Praxis ergeben sich zahlreiche Dokumentationsanforderungen gerade im ambulanten Bereich allerdings faktisch aus den Vorgaben für die Abrechnung von Leistungen. Das Pflegeversicherungsrecht muss unserer Ansicht nach konsequent vereinfacht und flexibilisiert werden. Es beruht jedoch auf Bundesrecht, dass nur durch die Bundesregierung und nicht auf Landesebene geändert werden kann.
Seit 2013 unterstützt das Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention das auf Bundesebene installierte „Projekt zur Effizienzsteigerung der Pflegedokumentation in der ambulanten und stationären Langzeitpflege“ und das daraus entstandene Strukturmodell zur Entbürokratisierung. Um die Belastung der Pflegenden durch unnötige Dokumentationsanforderungen einzudämmen und um die Pflegekräfte zu entlasten, arbeiten das Bayerische Gesundheitsministerium, das Landesamt für Pflege, der Medizinische Dienst Bayern und die Fachstellen für Pflege- und Behinderteneinrichtungen – Qualitätsentwicklung und Aufsicht (FQA) in der „Initiative Klartext Pflegedokumentation“ (IKP) gemeinsam an den vielfältigen Herausforderungen zur Pflegedokumentation. Die IKP wird auf einer Homepage abgestimmte Informationen zur Pflegedokumentation allen bayerischen Einrichtungen zur Verfügung stellen, damit überbordende Dokumentationen in der eigenen Einrichtung identifiziert und abgebaut werden können. Auf der Homepage soll zudem ein Fakten-Check Pflegedokumentation veröffentlicht werden.
Wohnraum
Ein weiterer wichtiger Baustein zur Gewinnung von Fachkräften ist die Bereitstellung von angemessenem und vor allem auch bezahlbarem Wohnraum.
Die Staatsregierung unterstützt deshalb öffentliche und private Bauherren durch verschiedene Wohnraumförderprogramme, die auch von Einrichtungsträgern im Krankenhaus- und Pflegebereich in Anspruch genommen werden können. Ganz wesentlich sind auch die Kommunen gefordert. Unter der Federführung des zuständigen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr wurde deshalb Anfang des Jahres 2024 nach Beratungen mit dem StMGP ein neuer Zuschuss „Förderbonus Daseinsvorsorge“ im Kommunalen Wohnraumförderungsprogramm (KommWFP) umgesetzt, mit dem Kommunen noch besser beim Bau von Wohnungen für Berufsangehörige der Daseinsvorsorge, also auch für Pflegekräfte, unterstützt werden.
Gesundheit im Klimawandel: Hitzeschutz und Allergien
Ziel des StMGP ist es, die Bürgerinnen und Bürger bestmöglich vor hitzebedingten Erkrankungen und Todesfällen zu schützen. Beim Thema Hitze ist vor allem die kommunale Ebene entscheidend. Dort sind die wichtigsten Akteure, um bei Hitzewellen rechtzeitig zu warnen und passgenaue Maßnahmen für die Bürgerinnen und Bürger treffen zu können.
Kommunale Hitzeaktionspläne, die Konzepte für Hitzeschutzmaßnahmen enthalten, sind ein zentraler Baustein für den Schutz der Bürgerinnen und Bürger vor den gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels. Sie dienen dazu, besser auf künftige Hitzewellen vorbereitet zu sein. Sie berücksichtigen kurz-, mittel- und langfristige Interventionsmaßnahmen zum Gesundheitsschutz. Hitzeaktionspläne enthalten beispielsweise festdefinierte Kommunikationswege zur Hitzewarnung, Konzepte für Hitzeschutzmaßnahmen für Risikogruppen oder auch städteplanerische Maßnahmen.
Seit 2022 unterstützt das Bayerische Kompetenzzentrum für Gesundheitsschutz im Klimawandel“ am LGL die Kommunen in Bayern z. B. über eine Toolbox für Hitzeaktionspläne, und fördert mit Hitzeworkshops die Vernetzung der Kommunen auf diesem Gebiet.
Das Kompetenzzentrum umfasst folgende Schwerpunkte:
- Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft für Gesundheitsschutz im Klimawandel (LAGiK): Zusammenschluss von relevanten Akteuren im Bereich Klimawandel und Gesundheit mit dem Ziel, die bayerische Bevölkerung besser auf die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels vorzubereiten (www.lagik.bayern.de)
- Zentrales Hitzemanagement in Bayern als Ansprechpartner für die Kommunen, unterstützt speziell bei der Hitzeanpassung (z.B. durch fachliche Beratung, Vorträge vor Ort)
- (Forschungs-) Projekte am LGL im Kontext von Klimawandel und Gesundheit: z.B. Verbundprojekt Klimawandel und Gesundheit in Bayern (VKG), Hitzeschutz in einer Gesundheitsregionplus (HitziG) in Straubing
Das Projekt „Hitzeanpassung in einer Gesundheitsregionplus (HitziG)“ startete zum 01.10.2022 mit einer Laufzeit von 15 Monaten. Ziel ist es, gemeinsam mit der Straubinger Stadtverwaltung einen passgenauen Hitzeaktionsplan mit Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung vor hitzebedingten Gesundheitsschäden in der Gesundheitsregionplus Straubing zu erarbeiten. Die Stadt Straubing wurde gewählt, da sie bereits eine Gesundheitsregionplus ist und sich sehr aktiv im Klimabereich engagiert. Die Erkenntnisse aus dem Konzeptionsprozess werden zukünftig auch anderen Kommunen unterstützend für die Erarbeitung eines Hitzeaktionsplans zur Verfügung gestellt.
Mit dem Freiwilligen Zentrum vor Ort konnte eine besondere Art der Nachbarschaftshilfe implementiert werden. Knapp 20 Ehrenamtliche stehen als sogenannte Hitzepaten zur Verfügung und unterstützen ältere, alleine lebende Personen und Menschen mit Behinderungen bei der Bewältigung von verschiedenen Aufgaben im Alltag an Hitzetagen und während Hitzewellen. Die sogenannten Hitzepaten erhielten im Mai eine Schulung vor Ort in Straubing, Inhalt war z. B., anhand welcher Symptome eine hitzebedingte Beeinträchtigung der Gesundheit zu erkennen ist. Die Hitzepatenschaften laufen den gesamten Sommer über.
In Kooperation mit dem Gestaltungszweig der Fach- und Berufsoberschule Straubing wurden Plakate entworfen, die Hitzeschutzmaßnahmen (z.B. ausreichend Trinken, Aufenthalt im Schatten) gestalterisch aufgreifen. Ziel ist es, mit Hilfe der Plakate in Straubinger Schulen auf den Hitzeschutz aufmerksam zu machen.
Zudem wurde eine Kommunikationskaskade erarbeitet. Diese wird genutzt, um vulnerable Gruppen (Hitzewarnstufe I, DWD) über Multiplikatoren (niedergelassene Ärzte, Apotheken, Pflegedienste, etc.) und die Allgemeinbevölkerung (Hitzewarnstufe II, DWD) über anstehende Hitzeereignisse zu informieren und Informationen zu Hitzeschutzmaßnahmen zu streuen. Mit der Differenzierung zwischen vulnerablen Gruppen und der Allgemeinbevölkerung soll verhindert werden, dass eine „Warnmüdigkeit“ in der Bevölkerung eintritt und entsprechende Informationen nicht mehr ernst genommen werden.
Ausblick:
Aktuell werden weitere Möglichkeiten zur kostenlosen Bereitstellung von Trinkwasser (Cafés, sog. „Refill“-Aktion) und zur Verschattung in der Innenstadt bzw. Begrünung bspw. des Friedhofs geprüft. Gespräche mit den Verantwortlichen vor Ort finden derzeit statt.
Im weiteren Verlauf des Projektes wird an der Erstellung einer Klimakarte zur Identifikation von Hitzeinseln gearbeitet. Zudem sollen stationäre und ambulante Einrichtungen des Gesundheitssektors über die Implementierung von Hitzeanpassungskonzepten nach Berliner Vorbild (hitzeschutz-berlin.de/) informiert werden.
Die genannten und auch langfristig geplanten Maßnahmen werden in einem Hitzeaktionsplan verschriftlicht und somit auch der Straubinger Bevölkerung bzw. der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Hitzeaktionsplan befindet sich derzeit in der Erarbeitung.
Nach Abschluss des Projekts soll es eine zweite Projektphase („HitziG 2“) geben. Der Projektantrag hierfür wurde bereits eingereicht. Im Rahmen dieses Projekts soll der entwickelte Hitzeaktionsplan evaluiert werden. Aus den Ergebnissen der Evaluation soll ggf. Verbesserungspotential für den Hitzeaktionsplan abgeleitet und in diesen eingearbeitet werden. Die Ergebnisse der Evaluation sollen nach Abschluss der Projektphase als Grundlage für die Vorbereitung auf den Sommer 2025 genutzt
Im Rahmen der durchgeführten Workshops waren den teilnehmenden Jugendlichen verschiedene vulnerable Gruppen wichtig: Zunächst stand der Schutz von älteren Menschen im Vordergrund und es wurde diskutiert, wie Schattenplätze, Informationskampagnen und Nachbarschaftshilfe Seniorinnen und Senioren, aber auch generell Menschen im öffentlichen Raum, unterstützen können. Auch die Gruppe der Schülerinnen und Schüler in Bayern lag den Teilnehmenden am Herzen. Es wurde viel über einheitliche Regelungen hinsichtlich „Hitzefrei“ diskutiert und angemerkt, dass gerade an Nachmittagen guter Unterricht und faire Klausuren oft gar unmöglich sind.